ANNE MARIE

ANNE MARIE. Von der Argentinischen Allee 20 zur 20 East 62nd.

Anne Marie. Annemarie. AnneMarie. Anne-Marie. Genannt Busch. Oder Bouche. Meier-Graefe. Broch. Geborene Epstein. Aufgewachsen in der Argentinischen Allee 20 (Berlin), u.a. wohnhaft in der 20 East 62nd (New York), gestorben in Saint-Cyr-sur-Mer, rund 50km östlich von Marseille. Diesen Weg schreiten wir ab und schauen auf 88 Jahre, auf ein Leben, dessen Mittelpunkt wohl bei uns um die Ecke gelegen hätte. Anne Marie war 27 Jahre alt, als sie vertrieben wurde, als deutsche Jüdin. Ihre Geschichte handelt von Verfolgung und Exil und vom Kampf um Selbstbestimmung, von der Autonomie als Künstlerin.
Unser Recherche-Theater-Projekt für Jugendliche beginnt im März und endet mit drei Werkstattaufführungen im November.

Im Frühjahr 2017 zeigten wir Anne Marie zum ersten Mal, aber nur kurz: in „Arg28. Das Haus und der Turm der blauen Pferde“. Die Argentinische Allee 20 – die Epstein-Villa – war das architektonische Vorbild der Argentinischen Allee 28, dem heutigen Haus der Jugend, wo unsere Aufführungen auch stattfanden. Das Publikum begegnete Bewohnern, Besuchern und Nachbarn des Landhauses am Zehlendorfer Waldsee. Anne Marie (1905-1994) war eine von ihnen, das einzige Kind von Elsbeth-Luise und Walter Leo Epstein. Ihr Vater starb früh, 1918, er bekam ein Ehrengrab in Nikolassee; ihre Mutter wurde 1942 deportiert und in Maly Trostenez bei Minsk erschossen. Anne Marie lebte mit ihrem ersten Mann im französischen Exil und floh nach dessen Tod in die USA. 1951 besuchte sie zum ersten Mal ihr altes Zuhause; ihr neues suchte sie in der Provence. War Anne Marie eine berühmte Persönlichkeit? Oder hatte sie nur zwei berühmte Ehemänner? Stand sie auf dem Foto links neben Thomas Mann als Frau des Kunstkritikers Julius Meier-Graefe; wurde sie als Frau des Literaturnobelpreis-Kandidaten Hermann Broch von Hannah Ahrendt fotografiert? Anne Maries Briefe erzählen nicht nur vom Leben und Überleben, sondern auch von der Existenz als Künstlerin, von der Suche nach einem Ort für sich.

Es recherchieren / lesen / spielen: Beate Niemann, Ben Petrioli, Hannelore Wücke,  Lena Hoffmann, Lina von Kries, Lisa Haucke, Joshua Engel, Rubina Franke, Tabea Goßlau; Leitung: Christian Tietz
Das Projekt wird gefördert aus Mitteln des Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung.

Uraufführung am 2. November 2018 im Haus der Jugend Zehlendorf. Wiederaufnahme am 11. Januar 2019. – Am 30. Januar waren Ausschnitte beim Jugendforum “denk!mal19” im Berliner Abgeordnetenhaus zu sehen. Trailer und Live-Mitschnitt s.u.

2023 machte Thea Schaare einen kurzen Animantionsfilm über Anne-Marie und ihren Besuch in Berlin im März 1951, ihr Wiedersehen mit dem Haus in der Argentinischen Allee.

Der Kurzfilm war Teil der Ausstellung des Jugendforums denk!mal24 im Berliner Abgeordnetenhaus und ist nun auf Youtube zu sehen.

 

Fotos: Kai Otte

Anlässlich des Jugendforums ‚denk!mal‘ zum internationalen Gedenktag an die NS-Opfer war ANNE-MARIE am 30.1. zu Gast im Abgeordnetenhaus. Hier der Link zur TV–Übertragung.

Den Flyer zum Stück finden Sie hier.