NOCH SO JUNG, IM SOMMER 1962, ALS EINER GEHT, EINE BLEIBT, EINER SCHIESST.

Im Sommer 1962 waren sie 18, 19 und 21 Jahre alt. Als er weg wollte, von einem Deutschland ins andere. Als sie bleiben wollte; in der DDR war doch ihr Zuhause. Als ein Grenzsoldat dem Schießbefehl gehorchte und eine Flucht-, eine Lebens-, eine Liebesgeschichte beendete.

Diese Geschichte – die aus vielen Geschichten besteht – hat sich wirklich zugetragen. Sie spielt in einer kleinen Stadt bei Magdeburg, in Berlin vor und nach dem Mauerbau, im Harz, wo die Grenzanlagen doch noch nicht fest ausgebaut waren, es auf den einzelnen Menschen ankam. Und in Stuttgart, wo 1963 dem Todesschützen der Prozess gemacht wurde – ihm war nämlich die Flucht in den Westen geglückt. Noch so eine Geschichte.

Die Geschichte findet sich in den Erzählungen von Menschen, die Peter Reisch und Bettina Bönicke gekannt haben und in Archiven, in den Aussagen vor Gericht. Fritz H. will heute nicht darüber sprechen: „Die Sache ist erledigt.“ Ist sie das?

2020 hat das Recherchetheater Vajswerk die Geschichte erforscht und dargestellt – in den drei unterschiedlichen Perspektiven: Großes Kino DDR wird seit fünf Jahren immer wieder gespielt, deutschlandweit.

In 2026 werden nun Jugendliche ihre eigene Version der Geschichte erzählen. Sie machen sich auf Spurensuche, fahren nach Egeln, wo die Geschichte begann und nach Schierke, wo sie endete. Dabei kommen sie mit Zeitzeugen ins Gespräch und setzen mit Zeitzeugnissen ihr eigenes Stück zusammen – in ihrer ureigenen Form. Und zwar wie? Bitte schön: Dies ist eine Einladung zum Mitmachen!  Es werden noch Schulen oder Jugendeinrichtungen als Kooperationspartner gesucht; die Projektbeschreibung gibt es hier.

Wir werden erzählen, wie die Geschichte weitergeht!

  

Das Projekt wird gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Bundesprogramm „Jugend erinnert“, der Förderlinie SED-Unrecht, und der Bundesstiftung Aufarbeitung.

Foto: Das Gespräch mit Jugendlichen nach einer Aufführung von „Großes Kino DDR“ im Sommer 2025.

KÄTE LASERSTEIN 125

Käte Laserstein begleitet uns – auf gewisse Weise – seit 2019: seit unserem ersten Rechercheprojekt an ihrer ehemaligen Schule. Vajswerks Projektreihe galt ihr und ihrer Schwester, der Malerin Lotte Laserstein, sowie ihren Freundinnen Rose Ollendorff und Lucie Friedlaender, die mit ihr die NS-Verfolgung überlebten, als auch ihren Schüler:innen und Kolleg:innen an der Gertraudenschule im West-Berlin der 1950er Jahre.

2025 begehen wir Käte Lasersteins 125. Geburtstag. Am 27. Mai trafen wir uns am Morgen in der heutigen Halvorsen Schule und am Abend im heutigen Martin-Niemöller-Haus. Beim Gartennachbarn der ehemaligen Gertraudenschule hörten wir Käte Laserstein: in ihrer Schriftsprache und der Stimmen derjenigen, die dieses oder jenes Zitat auswählten und erzählten, warum. Die Liste der 25 Zitate gibt es hier.

Der Geburtstag begann aber schon früh in der Schulaula, wo wir zunächst dem Kalenderblatt lauschten, dem Beitrag des Deutschlandfunks über Käte Laserstein. Anschließend bestückten Schülerinnen der 9er-Kunstklasse eine Zeitkapsel, die in vier Jahren von der neuen 9er-Kunstklasse geöffnet wird.

Darüberhinaus hat eine Projektidee von Halvorsen und Vajswerk den Inge-Deutschkron-Preis erhalten. Mehrere Videoclips in der individuellen Auseinandersetzung mit der historischen Figur sind entstanden: „Käte Laserstein und ich.“ Das Projekt hat nach den Berliner Sommerferien begonnen und wird von einem Parallelprojekt zum gegenwärtigen Antisemitismus begleitet. Die Projektergebnisse wurden am 20. November in der Aula der Halvorsen Schule gezeigt.

27. Mai 2025: 09:05 im Deutschlandfunk das Kalenderblatt & 09:10 in der Aula der Gail S. Halvorsen Schule die Zeitkapsel & 19:00 im Martin-Niemöller-Haus die Geburtstagsfeier.

21. Juli 2025: Preisverleihung im Max-Liebermann-Haus: Inge-Deutschkron-Preis für „Käte Laserstein und ich“ – im September 2025 erfolgt der Projektstart.

20. November 2025: Präsentation zum Inge-Deutschkron-Preis um 18 Uhr in der Aula der Halvorsen Schule.

 

 

Bild oben: „Denk an mich“, Käte Laserstein am 27.12.1962 an Lotte Laserstein

DER WEG ZUM GÜTERBAHNHOF MOABIT

Es geschah am hellichten Tag; vor aller Augen. Mitten in der Stadt. Quer durch Moabit gingen Gruppen von Menschen, von bewaffneten Menschen bewacht. Andere Menschen schauten zu, oder weg. Sie wussten, wer da ging; die Abgeführten trugen einen Judenstern, wohnten auch nebenan. Sie wussten, wohin sie gingen, zum Güterbahnhof Moabit, zu den Gleisen südlich des Westhafens und der Ringbahn, an der Putlitzbrücke. Wohin fuhren die Personenzüge, Güterzüge, Viehwaggons? „In den Osten.“ In den Tod.

Die Zahl ist groß und abstrakt, rund 30.000 Jüdinnen und Juden wurden 1942-44 von dort aus Berlin vertrieben; der Güterbahnhof Moabit wurde zum größten Deportationsbahnhof der Reichshauptstadt.

Wir gehen diesen Weg nach, von der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße zum ehemaligen Güterbahnhof Moabit, dem dortigen Gedenkort. Am Anfang und am Ende gibt es biografische Stationen, an denen wir Menschen* begegnen. Dies gestalten wir selbst – in einem Geschichtsprojekt mit Jugendlichen des Felix Mendelssohn-Bartholdy Gymnasiums.

* Die Schüler:innen beschäftigten sich mit 33 Lebensgeschichten: mit Heinz Behrendt/Chaim Baram – Walter Besser – Familie Brann – Edith Dietz – Ellen Epstein – Hertha Feiner – Familie Fichtmann – Hildegard Henschel – Rolf J. – Jacob Jacobsen – Joel König/Ezra Ben Gershom – Gertrud Kolmar – Familie Kuhn – Familie Lichtwitz – Liane Lea und Willy Löw – Martha Mosse – Camillla Neumann – Henni Noack – Herman O. und Herta Pineas – Hans R. – Alfred Rosenthal – Gert Rosenthal – Berthold Rudner – Marion Samuel – Harry Schnapp – Jizak Schwersenz – Bertha Steinhardt  und ihrer Schwester Hilde Miron – Ulse Ury und Margot Wolf – sowie dem Gestapobeamten  und Mitglied einer Einsatzgruppe Max Kölz.

Die Projektpräsentation fand statt am Freitag, 19. April 2024; um 16 Uhr  trafen wir uns an der Ecke Levetzowstraße/Jagowstraße und gingen dann bis zum Gedenkort Güterbahnhof Moabit, begleitet mit den Nachrichten von 33 Schüler:innen an ihre historische Figur.

Unser Projekt war auch Teil des Jugendforums denk!mal25, dessen Ausstellung am 28. Januar 2025 eröffnet wurde und bis zum 20. Februar 2025 im Berliner Abgeordnetenhaus zu sehen war.

Bilder von der Ausstellungseröffnung und vom Gedenkort:

Blick von der Putlitzbrücke: links der S-Bahnhof Westhafen, entfernt an den rechten Gleisen der Gedenkort Güterbahnhof Moabit, Februar 2025.

WAS DENN SCHIEFE BAHN

Was denn, was denn, was gibt’s denn, was ist denn? Schief? Eine Bahn? Der gerade Weg des Lebens? Gibt es den, wollen wir den? Und wenn, wenn wir den verlassen, kommen wir nicht wieder auf ihn zurück? Und die schiefe Bahn führt uns geradewegs in den Abgrund? – Sind das nur Sprüche, Worte von Vorgestern? Aber es gibt sie ja, diese Straftaten, also die sichtbare Kriminalität, von Jugendlichen. Die findet sich wieder in Gangsterraps, Instaposts, Politikertweets, Zeitungsschlagzeilen, in Urteilen des Jugendgerichts. Das Jugendstrafrecht trat übrigens vor hundert und einem Jahr in Kraft, 1923.

Wir machen uns heute auf die Spur – nach den Jugendlichen, von denen wir erstmal nur die Gerichtsurteile kennen. Dann kommen die Geschichten. Allmählich entsteht ein Mensch. – Was wissen wir, wie nah können wir einem Anderen kommen; was sind unsere Vorurteile, was erzählen wir von uns selbst?

Was denn schiefe Bahn?! ist eine Jugend-Recherche-Theater-Musik-Kunst-Performance über Straffälligkeit – und den Menschen, die dahinter stecken. – Es spielen Jugendliche der Gail S. Halvorsen Schule im Verbund mit einer Aktionskünstlerin, einer Schauspielerin, einem Schauspieler und einem Regisseur – von Vajswerk.

Unsere erste Vorstellung fand statt am 1. Februar 2024 im Haus der Jugend Zehlendorf. Die zweite Runde des Projekts erlebte am 30. Januar 2025 seine Uraufführung. Den Flyer gibt es hier.  – Das Projekt wurde gefördert mit Mitteln des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf / Jugendamt.

Fotos vom Februar 2024 und vom Januar 2025 (die 2025er gibt es auch als PDF):

DER FALL DEAN REED

Hammer + Sichel & Rock ’n’ Roll

Recherche-Projekt-Performance von Student:innen der HTW-Museologie

Sänger, Schauspieler, Drehbuchautor, Cowboy, Friedenskämpfer und Sozialist.

Dean Reed wurde am 22. September 1938 in Denver, Colorado USA geboren. Als Teenageridol in Lateinamerika wurde er auch der rote Elvis genannt. Die dortige soziale Ungerechtigkeit politisierte ihn stark und er wurde zunehmend pro-kommunistisch aktiv. Seine Vorstellung von Frieden und Gerechtigkeit bildete eine klare Konstante in seinem Leben, sodass Dean Reed’s künstlerische Karriere mit dem Verbreiten seiner politischen Vision meist nahtlos ineinander überging. Nach einer zweiten Karriere in der Sowjetunion zog der US-Amerikaner schließlich der Liebe wegen in die DDR.

Diese vielschichtige Persönlichkeit wurde in der Recherchearbeit, von Student:innen aus dem Studiengang Museologie, in verschiedene Elemente aufgespalten und nun in der Umsetzung mit theatralischen Mitteln dargestellt.

Die Gruppe stellt ihn und sein Leben in unterschiedlichen Räumen dar, wobei jeder Raum für einen Abschnitt oder Bereich in Dean Reed’s Leben steht.

Nacheinander wird der Mensch aus unterschiedlichsten Blickwinkeln thematisiert und beleuchtet. Von seiner künstlerischen Präsenz als Musiker, Schauspieler und Entertainer, über den von Dean Reed ausgeübten politischen Aktivismus, bis hin zu dem Menschen privat, sowie seinem Tod und Nachleben.

Durch die mehrperspektivische fachliche Begleitung von Lena Hoffmann und Christian Tietz, vom Recherchetheater Vajswerk, sowie Museologe Prof. Dr. Oliver Rump bewegten sich die Student:innen im Arbeitsprozess an der Schnittstelle von Theater- und Museumsarbeit.

Die Uraufführung fand am 11. März 2022 statt, online und in der HTW. Am Mittwoch, 27. April wurde das Projekt zudem im DDR Museum gezeigt, zur Eröffnung der Ausstellung „Ein Land und seine Helden“. Am 22.Juli wird „Der Fall Dean Reed“ auf der HTW-Werkschau präsentiert: um 12, 16 und 19 Uhr.

ORTOPIA. Mein Ort der Utopie.

-Von Orten und Nicht-Orten.- 

Von politisch-ideologischen Utopien aus der Vergangenheit reisen wir in die Gegenwart und begeben uns auf die Suche nach aktuellen und zukünftigen utopischen Ideen und deren Realisierung im urbanen Raum.

Orte utopisch denken heißt für uns, nach Visionen gemeinschaftlichen und nachhaltigen Zusammenlebens zu suchen, in welcher politische, ökologische, soziale und ökonomische Entwicklungen nicht einfach hingenommen werden, sondern Forderungen gestellt und Formen der Umsetzung entworfen werden.

Es gibt virtuelle Treffen auf WebEx und analoge – in Kleinstgruppen – im Haus der Jugend sowie Streifzüge in die Stadt, zu utopischen Orten.


Zwischenfazit:

Das Zeug bringt uns Feuer; der Zug führt Samen, aus denen Bäume und Bücher wachsen. Auf einer Traum-Insel teilen wir uns Musik und sehen gewürfelte Seifenblasen in die Ferne ziehen. 

Das utopische Potential haben wir gesucht und gefunden. Es ist ohne feste Form, unendlich miteinander teilbar. Mal als Ei, mal als Granit-Kugel, mal als undurchsichtiger Haufen, mal als Samenkorn.

Wir haben geträumt, gingen spazieren und formten unsere Ideen zu plastischen Planeten aus Ton. Wir besuchten den SOLAWI-Hof Apfeltraum, diskutierten zu der Idee des Grundeinkommens mit dem Verein Mein Grundeinkommen e.V., besuchten die NGO cradle 2 cradle, entdeckten die wilden Pflanzen in den Prinzessinnengärten Neukölln und beschäftigten uns mit der gemalten Reise zur utopischen Insel „Kytherra“.

Was wollen wir jetzt? Wir wissen: es gibt nicht DIE eine Utopie. Utopien sind individuell. Die Chance zu haben, sich über Utopien Gedanken zu machen, ist ein Privileg. Utopien sind irgendwo zwischen Vergangenheit, Träumerei und Zukunft. 

Am 18. September 2020 möchten wir mit euch einen utopischen Ort gestalten – zumindest temporär. Weitere Infos folgen in Kürze.

ORTOPIA. Mein Ort der Utopie wird gefördert vom Fonds Soziokultur – für Jugendliche bis 27 Jahren.

Den Flyer zur Veranstaltung finden Sie hier.

 

 

CODE VIKING 1942-2021

Aktueller Hinweis:  im Sommer 2024 machten wir uns auf den Weg von Berlin nach Narvik, zu den ehemaligen Lagern in Bjørnfjell und Beisfjord, im Kopf die Geschichte der jugoslawischen Zwangsarbeiter. Davon haben wir am 1. November berichtet, dabei auch einen filmischen Reisebericht gezeigt. Dieser ist  auf Youtube zu sehen.

In Kooperation mit dem Center for Public History in Belgrad und dem War and Peace MuseumNarviksenteret in Narvik sowie mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes und der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (im Förderprogramm „Jugend erinnert“) veranstaltete Vajswerk das Rechercheprojekt Code Viking 1942-2021.

Beginnend – in der Pandemie – mit online-Treffen auf nationaler und internationaler Ebene, machten sich im Sommer 2021 Jugendliche aus Serbien, Deutschland und Norwegen selbst auf den Weg: nach der Geschichte der Zwangsarbeiter, die ab dem Sommer 1942 vom deutsch-besetzten Serbien ins deutsch-besetzte Norwegen deportiert wurden.

Die Reise nach Berlin wurde dabei von einem schweren Busunfall überschattet; aber schließlich gibt es Bilder aus Belgrad und Narvik, mit denen das Projekt bei einer hybriden Veranstaltung zu seinem Abschluss finden konnte.

Am 25. November wurden eine 22-minütige Projektdokumentation sowie einzelne Filme der Jugendlichen gezeigt: als Stream und an lokalen Orten in Berlin und Belgrad. Alle Filme sind nun zu sehen auf http://www.blodveger.info

Den Flyer für die Abschlussveranstaltung gibt es hier … und unten folgt noch die Ausschreibung von Anfang 2021, als Projektinfo.

 

UNSER ERBE? Zehlendorf im Osten der Republik.

Mit dem Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung lag auch der Berliner Südwesten plötzlich im Osten der Republik, mitten in der einstigen DDR. 30 Jahre ist das nun her. Ist das unser Erbe?

Mit Jugendlichen aus dem Bezirk (und gerne auch darüber hinaus) gehen wir dieser Frage nach – und geben letztlich darauf eine Antwort, der theatralischen Art.

Im Laufe des Projektes besuchen wir zwei Museen (machen vielleicht auch einen Ausflug) und unterhalten uns mit sechs Vortragenden, die wir im Haus der Jugend Zehlendorf treffen: • die als ostdeutsche Jugendliche die Wende-Revolutions-Zeit erlebten • die als Kind mit den Eltern aus der BRD in die DDR zog • der als Soldat an der deutsch-deutsche Grenze patrouillierte und die als Schriftstellerin über jene einen Bestseller schrieb • der als ‚West-Import‘ Hochschulrektor in Thüringen wurde.

• Cindy Zinser und Alexander Skoczowsky: Vorwendejugend Aufwachsen in der Endzeit der DDR (Di., 13.10., 19 Uhr)

• Annette Leo: „Wo gefällt es Dir besser, im Osten der im Westen?“ 2x Deutschland, die Gründung von BRD und DDR (Di., 20.10., 19 Uhr)

• Mario Dittrich und Isabel Fargo Cole: Die Grenze, ein Grenzsoldat und eine Schriftstellerin Die innerdeutsche Grenze im Harz; militärische Sicherung und literarische Verarbeitung. (Di., 27.10., 19 Uhr)

• Wolf Wagner: Transformation, Übernahme, Ausverkauf? Wiedervereinigung per Beitritt – welche Folgen hatte diese Entscheidung? (Di., 10.11., 19 Uhr)

Wir verfolgen und gestalten diesen Prozess und geben ihm zum Schluss eine Form, einen Ausdruck.

Wegen des Lockdowns war eine öffentliche Performance nicht möglich. Stattdessen fand am 24. November 2020 eine Filmpremiere statt, mit einzelen Filmen zu den einzelnen Vorträgen. Dazu gibt es auch einen Trailer, s.u.

Gefördert mit Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, aus dem Bezirkskulturfonds Darstellende Kunst.

 

Den Flyer zum Stück findet Ihr hier.

https://youtu.be/EVEDvdaSyZ0

JUGEND’45

Recherche-Theater-Projekt mit Jugendlichen von Vajswerk | Haus der Jugend Zehlendorf | Archiv der Jugendkulturen.

In einer Villa in Zehlendorf, auf der Empore im Treppenhaus der Argentinischen Allee 28 haben sich junge Leute zusammengefunden. Suchen sie Schutz vor der Nacht, im Frühjahr 1945? Proben sie im Frühjahr 2020 ein Theaterstück? – Es sind Jugendliche von heute, die sich mit Jugendlichen von damals beschäftigen, mit ihren Erlebnissen, Erinnerungen, Texten – zum Kriegsende vor 75 Jahren.

Was kommt jetzt? Nach dem Staunen, dass man noch lebt. Wo hat wer überlebt? Ein Hitlerjunge im Luftschutzkeller? Eine Jüdin auf dem Todesmarsch? Ein Sinto im KZ? Eine Krankenschwester im Frontlazarett?

Für eine gewisse Zeit treffen sie sich an einem Ort – bis zur Auswanderung, bis zur Repatriierung, bis zum Lebensende – und planen eine Zukunft. Wie blicken wir in Deutschland 2020 auf die Zukunft von 1945?

Aus der Perspektive von Jugendlichen 1945/2020 entwickeln wir einen Theaterabend.

Jugend’45 begann im Januar, im Haus der Jugend Zehlendorf, mit drei geplanten Aufführungen im Foyer und auf der Empore des großen Treppenhauses. Und einem Gastspiel am 8. Mai in Karlshorst, genau dort, wo der zweite Weltkrieg in Europa offiziell zu Ende ging, mit der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation, am Tag genau vor 75 Jahren.

Aufgrund der Viren und der Kontaktsperren pausierte Jugend’45 zunächst und verlegte sich dann in den virtuellen Raum. Aus der Gruppe im Treppenhaus – dem Ensemble aus Einzelstimmen – wurde eine Gruppe im Internet: letztlich ein 40-Minuten-Film aus 22 einzelnen Einspielungen. – Die Uraufführung fand punktgenau am 8. Mai 2020 statt. Den Trailer zum Gesamtfilm gibt es unten! – Einen Live-Ausschnitt gab es zudem beim Jugendforum denk!mal des Berliner Abgeordnetenhauses zu sehen, am 27. Januar 2021 auf ALEX Berlin.

Das Projekt JUGEND’45 wurde gefördert durch „Wege ins Theater“, dem Projekt der ASSITEJ im Rahmen des Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Der Mai 1945 aus dem Mai 2020 im Mai 2025 neu gesehen
Von welchem Krieg reden wir?
Ein Film- und Gesprächsabend im Haus der Jugend Zehlendorf
zum 80. Jahrestag des Kriegsendes
am Mo. 12.5., 19:00, Argentinische Allee 28

Jugend’45 war unser Jugend-Recherche-Projekt in 2020. Am Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren blickten wir auf die Jugendlichen damals: was haben sie erlebt, auf welcher Seite; wie geht es nun weiter für sie, nach dem millionenfachen Töten und Morden und dem eigenen Überleben? – Unter den Bedingungen der Pandemie entstanden einzelne Filme, die wir uns am 8. Mai 2020 gemeinsam ansahen – jede:r vor ihrem/seinem Bildschirm; eine Kurzfassung kam auf Youtube, siehe unten.

2025 jährt sich das Kriegsende zum 80. Mal und wir schauen auf beides zurück, auf 1945 und 2020: Wie hat sich unser Bild vom Weltkrieg, vom Krieg verändert? Kann die Vergangenheit tatsächlich Gegenwart werden; taucht der Krieg von damals in meinem Leben wieder auf; vielleicht schon durch Menschen, die aus laufenden Kriegen zu uns kamen?

Darüber wollen wir ins Gespräch kommen. Wir können uns zuerst die halbstündige Fassung der Filme vom Mai 2020 ansehen und direkt anschließen: Wäre unsere Erzählung vom Krieg heute eine andere?

Den Flyer zum Stück findet Ihr hier.

 

 

DIE ZWEI SCHWESTERN LASERSTEIN

Im Sommer 2019 war in Berlin die große Lotte Laserstein-Ausstellung zu sehen; wir waren unter den 88.851 Besucher*innen der Berlinischen Galerie. Ihre Schwester Käte war Lehrerin an unserer Schule, der heutigen Halvorsen Schule. Aus beidem machen wir ein Theaterstück über beide. Unser Recherche-Theater-Projekt heißt DIE ZWEI SCHWESTERN LASERSTEIN.

Die zwei Schwestern Laserstein sind 12 und 14 Jahre alt, als die Mutter mit ihnen nach Berlin zieht; der Vater war früh gestorben. Lotte und Käte machen Abitur und studieren. Lotte kommt auf die staatliche Kunsthochschule und wird Meisterschülerin. Käte promoviert, publiziert drei wissenschaftliche Arbeiten zur Literaturgeschichte und entscheidet sich schließlich, Lehrerin an Höheren Schulen zu werden. Lotte bezieht als Malerin ihr eigenes Atelier und feiert ihre ersten künstlerischen Erfolge. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten können beide ihre Berufe nicht mehr ausüben; Käte wird aus dem Schuldienst entlassen, Lotte darf nicht mehr ausstellen, ihre Malschule wird geschlossen. 1937 nutzt Lotte eine Ausstellung in Stockholm um nach Schweden zu emigrieren; Käte taucht 1942 unter und überlebt in der Illegalität, in einer Berliner Laube. Die Mutter, Meta Laserstein stirbt 1943 im KZ Ravensbrück.

Mit privaten Porträtaufträgen baut sich Lotte in Schweden eine künstlerische Existenz auf. Käte kehrt 1954 nach Berlin zurück – acht Jahre lebte auch sie in Stockholm – und unterrichtet bis zu ihrem Tod (1965) an der Getrauden-Schule – der heutigen Gail S. Halvorsen Schule – Deutsch und Englisch. Lotte wird wenige Jahre vor ihrem Tod (1993) wiederentdeckt; auf dem Kunstmarkt sind ihre Gemälde heute Millionen wert.

Für DIE ZWEI SCHWESTERN LASERSTEIN haben wir Lottes Bilder und eine gründliche Schilderung ihres Werkes und Lebens. Von Käte gibt es zahlreiche Briefe (aus den 1950er Jahren), einen Aufsatz über sie als Germanistin und die Erinnerungen ihrer ehemaligen Schüler*innen. Mit diesen Werken, Hinterlassenschaften und Spuren sowie unseren Fragen und Recherchen und unserem Malen und Spielen entsteht ein Theaterabend.

Am 10. und 12. Dezember zeigen wir DIE ZWEI SCHWESTERN LASERSTEIN in der Aula, in der 1957 Käte die Rede für ihre ersten Abiturientinnen hielt.

Der 9er Kunst-Kurs der Halvorsen Schule recherchiert und malt und spielt: Antonia Kasparek, Armağan Arslan, Darlene Wendt, Emmi Guse, Israa Tohme, Jasmin Lampe, Joyce Richter, Laura Peter, Michelle Meyer, Patrick Brinkmann, Ruben Miersch, Samson Kühn, Sarah Jacobs, Steven Bachmaier, Tarek Korkmaz und Vincent Francioso. Unter der Leitung von Christian Tietz, Charles Toulouse, Kathrin Aurich und Gisela Hilbert-Irmer.

Gefördert vom Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung und der Gail S. Halvorsen Schule.

Uraufführung am 10. Dezember 2019 in Berlin-Dahlem. Am 11. Januar war beim Tag der Offenen Tür der Halvorsen Schule eine Kurzfassung des Stückes zu sehen. Im Berliner Abgeordnetenhaus, beim Jugendforum denk!mal20 wurden DIE ZWEI SCHWESTERN LASERSTEIN in der Ausstellung gezeigt. – 2021 gab es ein erstes Nachfolgeprojet: LASERSTEINS ORTE – mit zwei Schauspielerinnen an der ersten und letzten Adresse der Lasersteins in Berlin. Und 2022 ein zweites, wieder mit Laura Mitzkus und Greta Galisch de Palma: LASERSTEIN OLLENDORFF (FRIEDLAENDER)

Den Flyer DIE ZWEI SCHWESTERN LASERSTEIN finden Sie hier. Und den Trailer zum Stück gibt es hier.