NOCH SO JUNG, IM SOMMER 1962, ALS EINER GEHT, EINE BLEIBT, EINER SCHIESST.

Im Sommer 1962 waren sie 18, 19 und 21 Jahre alt. Als er weg wollte, von einem Deutschland ins andere. Als sie bleiben wollte; in der DDR war doch ihr Zuhause. Als ein Grenzsoldat dem Schießbefehl gehorchte und eine Flucht-, eine Lebens-, eine Liebesgeschichte beendete.

Diese Geschichte – die aus vielen Geschichten besteht – hat sich wirklich zugetragen. Sie spielt in einer kleinen Stadt bei Magdeburg, in Berlin vor und nach dem Mauerbau, im Harz, wo die Grenzanlagen doch noch nicht fest ausgebaut waren, es auf den einzelnen Menschen ankam. Und in Stuttgart, wo 1963 dem Todesschützen der Prozess gemacht wurde – ihm war nämlich die Flucht in den Westen geglückt. Noch so eine Geschichte.

Die Geschichte findet sich in den Erzählungen von Menschen, die Peter Reisch und Bettina Bönicke gekannt haben und in Archiven, in den Aussagen vor Gericht. Fritz H. will heute nicht darüber sprechen: „Die Sache ist erledigt.“ Ist sie das?

2020 hat das Recherchetheater Vajswerk die Geschichte erforscht und dargestellt – in den drei unterschiedlichen Perspektiven: Großes Kino DDR wird seit fünf Jahren immer wieder gespielt, deutschlandweit.

In 2026 werden nun Jugendliche ihre eigene Version der Geschichte erzählen. Sie machen sich auf Spurensuche, fahren nach Egeln, wo die Geschichte begann und nach Schierke, wo sie endete. Dabei kommen sie mit Zeitzeugen ins Gespräch und setzen mit Zeitzeugnissen ihr eigenes Stück zusammen – in ihrer ureigenen Form. Und zwar wie? Bitte schön: Dies ist eine Einladung zum Mitmachen!  Es werden noch Schulen oder Jugendeinrichtungen als Kooperationspartner gesucht; die Projektbeschreibung gibt es hier.

Wir werden erzählen, wie die Geschichte weitergeht!

  

Das Projekt wird gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Bundesprogramm „Jugend erinnert“, der Förderlinie SED-Unrecht, und der Bundesstiftung Aufarbeitung.

Foto: Das Gespräch mit Jugendlichen nach einer Aufführung von „Großes Kino DDR“ im Sommer 2025.

KÄTE LASERSTEIN 125

Käte Laserstein begleitet uns – auf gewisse Weise – seit 2019: seit unserem ersten Rechercheprojekt an ihrer ehemaligen Schule. Vajswerks Projektreihe galt ihr und ihrer Schwester, der Malerin Lotte Laserstein, sowie ihren Freundinnen Rose Ollendorff und Lucie Friedlaender, die mit ihr die NS-Verfolgung überlebten, als auch ihren Schüler:innen und Kolleg:innen an der Gertraudenschule im West-Berlin der 1950er Jahre.

2025 begehen wir Käte Lasersteins 125. Geburtstag. Am 27. Mai trafen wir uns am Morgen in der heutigen Halvorsen Schule und am Abend im heutigen Martin-Niemöller-Haus. Beim Gartennachbarn der ehemaligen Gertraudenschule hörten wir Käte Laserstein: in ihrer Schriftsprache und der Stimmen derjenigen, die dieses oder jenes Zitat auswählten und erzählten, warum. Die Liste der 25 Zitate gibt es hier.

Der Geburtstag begann aber schon früh in der Schulaula, wo wir zunächst dem Kalenderblatt lauschten, dem Beitrag des Deutschlandfunks über Käte Laserstein. Anschließend bestückten Schülerinnen der 9er-Kunstklasse eine Zeitkapsel, die in vier Jahren von der neuen 9er-Kunstklasse geöffnet wird.

Darüberhinaus hat eine Projektidee von Halvorsen und Vajswerk den Inge-Deutschkron-Preis erhalten. Mehrere Videoclips in der individuellen Auseinandersetzung mit der historischen Figur sind entstanden: „Käte Laserstein und ich.“ Das Projekt hat nach den Berliner Sommerferien begonnen und wird von einem Parallelprojekt zum gegenwärtigen Antisemitismus begleitet. Die Projektergebnisse wurden am 20. November in der Aula der Halvorsen Schule gezeigt.

27. Mai 2025: 09:05 im Deutschlandfunk das Kalenderblatt & 09:10 in der Aula der Gail S. Halvorsen Schule die Zeitkapsel & 19:00 im Martin-Niemöller-Haus die Geburtstagsfeier.

21. Juli 2025: Preisverleihung im Max-Liebermann-Haus: Inge-Deutschkron-Preis für „Käte Laserstein und ich“ – im September 2025 erfolgt der Projektstart.

20. November 2025: Präsentation zum Inge-Deutschkron-Preis um 18 Uhr in der Aula der Halvorsen Schule.

 

 

Bild oben: „Denk an mich“, Käte Laserstein am 27.12.1962 an Lotte Laserstein

LASERSTEIN-REIHE

Vajswerks Laserstein-Reihe begann mit der Lotte Laserstein Ausstellung in der Berlinischen Galerie 2019, mit einem Kunstkurs der Halvorsen Schule, der ehemaligen Gertraudenschule, der Schule Käte Lasersteins. Die Schüler:innen gingen in die Ausstellung, malten an ihren Laserstein-Bildern, besuchten das Berliner Landesarchiv, hörten eine Laserstein-Schülerin über ihre Lehrerin berichten. Bei den Aufführungen von Die zwei Schwestern Laserstein befand sich an einem Ende der Aula die Schultafel, am anderen das Atelier mit Lasersteins Bildern.

In Lasersteins Orte 1&2 zogen zwei Schauspielerinnen mit vielen Briefen an die erste und letzte Adresse der Lasersteins in Berlin, vor die Stierstraße 19 und den Immenweg 7. Laserstein Ollendorff (Friedlaender) untersuchte in vier Projektformaten das Überleben dreier Frauen an geheimen Orten. Ein Kapitel West-Berliner Demokratiegeschichte wurde mit Käte Laserstein und ihren Schüler:innen in Gertraudens Kinder erzählt. – Den Abschluss der Reihe bildete zurück.bleiben mit dem Jahr 1954 als Ausgangspunkt, mit der Entscheidung, nach Deutschland zurückzukehren bzw. in Schweden, im Exil zu bleiben – uraufgeführt im Sommer 2024 im Garten und im Haus der Wannsee-Konferenz. – Mit dem Blick auf den Kalender fand die Reihe aber doch noch eine Fortsetzung: mit dem 125. Geburtstag von Käte Laserstein am 27. Mai 2025: mit tatsächlich vier Projekten, wovon eines den Inge-Deutschkron-Preis erhielt. 

Es entstanden u.a. Theaterstücke, Podcasts, ein Essay, eine Masterarbeit, eine Unterrichtsstunde zum Nachspielen und eine Lesemappe im Rahmen der Wanderausstellung ‚gefährdet leben‘, die 2023 im Deutschen Bundestag eröffnet wurde. – Hier eine Übersicht:

01: Schülerinnen und Schüler eines Kunstkurses der Gail S. Halvorsen Schule spielen Theaterszenen zum Abschluss ihres Projektunterrichts.

02: Zwei Schauspielerinnen stehen am Immenweg 7 und erkunden mittels Briefen einen der ‚Lasersteins Orte‘ – nachzuhören im Podcast.

03: Podcast-Folge 1 zu ‚Laserstein Ollendorff (Friedlaender)‘: Die Recherche

04: Folge 2: Die Biografien

05: Folge 3: Die Ergebnisse

06: Die Kurzbiografien von Käte Laserstein, Rose Ollendorff und Lucie Friedlaender

07: Der Podcast zu ‚Gertraudens Kinder‘: eine West-Berliner Schule im Nachkrieg

08: Die Radiosendung zu ‚Gertraudens Kinder‘

09: Der Essay zur West-Berliner Demokratiegeschichte anhand der Gertraudenschule

10: Die Masterarbeit zu den Briefen von Käte Laserstein an ihre Schwester

11: Die Lesemappe zu Käte Laserstein in der Ausstellung gefährdet leben

12: Die Geschichtstheaterstunde zum Nachspielen, zu Käte Laserstein

13: Das Interview in nd/Die Woche in der Vorbereitung auf ‚zurück.bleiben‘

14: Der Podcast von ‚zurück.bleiben‘ auf Soundcloud und Spotify

15: Ein Beitrag über Vajswerks Laserstein-Reihe erschien in der Herbstausgabe von Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung

16: Am 18. November 2024 wurden auf Initiative der Markus-Gemeinde neben dem Stolperstein in Gedenken an Meta Laserstein zwei weitere verlegt: zu Käte Laserstein und Rose Ollendorff.

17: Am 27. Mai 2025 – ja – feierten wir Käte Laserstein 125; zwei weitere Projekte schließen sich an, im Herbst 2025. Nachzuhören wäre das Kalenderblatt des Deutschlandfunks.

ZURÜCK.BLEIBEN

Käte geht zurück, Lotte bleibt. Das ist unser Stück. Es ist das Jahr 1954; wir sind in Stockholm. 1946 hatte Käte Laserstein Berlin und Deutschland verlassen und war zu ihrer Schwester nach Schweden gegangen – gezogen, geflohen? Lotte Laserstein hatte ihrerseits 1937 eine Ausstellung nutzen und ihr Werk und ihr Leben retten können. Käte überlebte mit zwei Freundinnen zuletzt in einer Laubenkolonie in Schmargendorf. Die Mutter – Meta Laserstein – wurde 1943 im KZ Ravensbrück ermordet. Das nahm Käte Laserstein mit nach Schweden; acht Jahre später ging sie zurück nach Deutschland und wurde wieder Lehrerin an einer Berliner Schule. Warum? Lotte blieb. Warum? Davon erzählt zurück.bleiben: Lotte und Käte Laserstein zwischen Verfolgung, Exil und Selbstbestimmung, Schweden und Deutschland.

zurück.bleiben ist der Abschluss von Vajswerks Laserstein-Reihe. Sie begann 2019 mit Die zwei Schwestern Laserstein, wurde 2021 mit Lasersteins Orte und 2022 mit Laserstein Ollendorff (Friedlaender) fortgesetzt. 2023 weiterte sich der Blick auf Gertraudens Kinder, während parallel für die Wanderausstellung – gefährdet leben wurde am 29.11.23 im Bundestag eröffnet – eine Lesemappe zu Käte Laserstein entstand.

zurück.bleiben recherchieren und spielen Laura Mitzkus und Charlotta Bjelfvenstam; für Dramaturgie und/oder Regie stehen Anna Carola Krausse und Christian Tietz. Assistenz: Clara Escalera.

zurück.bleiben wurde am 14. Juli 2024 im Garten und im Haus der Wannsee-Konfernz uraufgeführt. – Im Oktober 2024 boten wir drei Zusatzvorstellungen an,  wieder in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz;  den Flyer gibt es hier und der  Podcast  ist auf Soudcloud und Spotify zu hören.

Zuvor waren wir in Stockholm und  präsentieren unser Projekt på svenska: onsdag, 6/3 kl. 19 på Hjorthagens Kulturhus. Die Berliner Auftaktveranstaltung war am 18.04., 18 Uhr im Haus der Wannsee-Konferenz.

Fotos © Lena Obst

 

 

 

DER WEG ZUM GÜTERBAHNHOF MOABIT

Es geschah am hellichten Tag; vor aller Augen. Mitten in der Stadt. Quer durch Moabit gingen Gruppen von Menschen, von bewaffneten Menschen bewacht. Andere Menschen schauten zu, oder weg. Sie wussten, wer da ging; die Abgeführten trugen einen Judenstern, wohnten auch nebenan. Sie wussten, wohin sie gingen, zum Güterbahnhof Moabit, zu den Gleisen südlich des Westhafens und der Ringbahn, an der Putlitzbrücke. Wohin fuhren die Personenzüge, Güterzüge, Viehwaggons? „In den Osten.“ In den Tod.

Die Zahl ist groß und abstrakt, rund 30.000 Jüdinnen und Juden wurden 1942-44 von dort aus Berlin vertrieben; der Güterbahnhof Moabit wurde zum größten Deportationsbahnhof der Reichshauptstadt.

Wir gehen diesen Weg nach, von der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße zum ehemaligen Güterbahnhof Moabit, dem dortigen Gedenkort. Am Anfang und am Ende gibt es biografische Stationen, an denen wir Menschen* begegnen. Dies gestalten wir selbst – in einem Geschichtsprojekt mit Jugendlichen des Felix Mendelssohn-Bartholdy Gymnasiums.

* Die Schüler:innen beschäftigten sich mit 33 Lebensgeschichten: mit Heinz Behrendt/Chaim Baram – Walter Besser – Familie Brann – Edith Dietz – Ellen Epstein – Hertha Feiner – Familie Fichtmann – Hildegard Henschel – Rolf J. – Jacob Jacobsen – Joel König/Ezra Ben Gershom – Gertrud Kolmar – Familie Kuhn – Familie Lichtwitz – Liane Lea und Willy Löw – Martha Mosse – Camillla Neumann – Henni Noack – Herman O. und Herta Pineas – Hans R. – Alfred Rosenthal – Gert Rosenthal – Berthold Rudner – Marion Samuel – Harry Schnapp – Jizak Schwersenz – Bertha Steinhardt  und ihrer Schwester Hilde Miron – Ulse Ury und Margot Wolf – sowie dem Gestapobeamten  und Mitglied einer Einsatzgruppe Max Kölz.

Die Projektpräsentation fand statt am Freitag, 19. April 2024; um 16 Uhr  trafen wir uns an der Ecke Levetzowstraße/Jagowstraße und gingen dann bis zum Gedenkort Güterbahnhof Moabit, begleitet mit den Nachrichten von 33 Schüler:innen an ihre historische Figur.

Unser Projekt war auch Teil des Jugendforums denk!mal25, dessen Ausstellung am 28. Januar 2025 eröffnet wurde und bis zum 20. Februar 2025 im Berliner Abgeordnetenhaus zu sehen war.

Bilder von der Ausstellungseröffnung und vom Gedenkort:

Blick von der Putlitzbrücke: links der S-Bahnhof Westhafen, entfernt an den rechten Gleisen der Gedenkort Güterbahnhof Moabit, Februar 2025.

WAS DENN SCHIEFE BAHN

Was denn, was denn, was gibt’s denn, was ist denn? Schief? Eine Bahn? Der gerade Weg des Lebens? Gibt es den, wollen wir den? Und wenn, wenn wir den verlassen, kommen wir nicht wieder auf ihn zurück? Und die schiefe Bahn führt uns geradewegs in den Abgrund? – Sind das nur Sprüche, Worte von Vorgestern? Aber es gibt sie ja, diese Straftaten, also die sichtbare Kriminalität, von Jugendlichen. Die findet sich wieder in Gangsterraps, Instaposts, Politikertweets, Zeitungsschlagzeilen, in Urteilen des Jugendgerichts. Das Jugendstrafrecht trat übrigens vor hundert und einem Jahr in Kraft, 1923.

Wir machen uns heute auf die Spur – nach den Jugendlichen, von denen wir erstmal nur die Gerichtsurteile kennen. Dann kommen die Geschichten. Allmählich entsteht ein Mensch. – Was wissen wir, wie nah können wir einem Anderen kommen; was sind unsere Vorurteile, was erzählen wir von uns selbst?

Was denn schiefe Bahn?! ist eine Jugend-Recherche-Theater-Musik-Kunst-Performance über Straffälligkeit – und den Menschen, die dahinter stecken. – Es spielen Jugendliche der Gail S. Halvorsen Schule im Verbund mit einer Aktionskünstlerin, einer Schauspielerin, einem Schauspieler und einem Regisseur – von Vajswerk.

Unsere erste Vorstellung fand statt am 1. Februar 2024 im Haus der Jugend Zehlendorf. Die zweite Runde des Projekts erlebte am 30. Januar 2025 seine Uraufführung. Den Flyer gibt es hier.  – Das Projekt wurde gefördert mit Mitteln des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf / Jugendamt.

Fotos vom Februar 2024 und vom Januar 2025 (die 2025er gibt es auch als PDF):

GERTRAUDENS KINDER

Gertraudens Kinder zeigt ein Berliner Mädchengymnasium im Nachkrieg, so der Untertitel. Es handelt sich dabei um die heutige Halvorsen-, die damalige Gertrauden-Schule und die ersten Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, dem Nationalsozialismus. Das Projekt hat Käte Laserstein als Fixstern; sie war Lehrerin in Dahlem, sie versuchte – nach den Jahren der Verfolgung als Jüdin – wieder in ihren Beruf zurückzukehren. „Ich höre und lese immer wieder, dass die Opfer Hitlers an erster Stelle beschäftigt werden sollen. Ich bin es jedenfalls nicht“, schreibt sie im September 1945. „Man sucht Erzieher im neuen (d.h. alten und ewigen) Sinne, doch man findet sie nicht, wenn sie sich anbieten.“

Von Käte Laserstein – und Vajswerks Vorgängerprojekten, s.u. – gehen wir aus, auf sie nehmen wir immer wieder Bezug. Dabei geht es grundsätzlich um den zitierten Sinn – der Erziehung nach der NS-Zeit, zu einem demokratischen Deutschland. Wie gestaltete sich der Unterricht, wer waren die Schülerinnen und Schihüler, wer saß im Kollegium, wie war das Spannungsfeld zwischen Restauration und Neuanfang? Das untersuchen wir am konkreten Beispiel und machen daraus eine allgemeine Geschichte. So beginnen wir in der Schule, befragen ehemalige Schüler:innen, lesen Konferenzprotokolle und Schülerzeitungen, entwickeln mit heutigen Schüler:innen eine Unterrichtsstunde und ein Klassenzimmerstück … und gehen dann über Dahlem hinaus und präsentieren einem breiten Publikum unseren neuen Podcast, in dem das Projekt und die Geschichte nachzuhören sein wird, am 30. Nov. 2023 im Haus der Jugend Zehlendorf.

Das Hörstück ist nachzuhören auf Soundcloud und  Spotify, sowie in einer 2.Fassung in der Andere-Stimmen-hören-Weihnachtssendung auf Radio Orange. Den Essay „Erziehung zur Demokratie? Die West-Berliner Gertraudenschule in den fünfziger Jahren“ gibt es hier, die Geschichtstheaterstunde hier, sowie den Flyer  hier.

Am 29. November wurde übrigens im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages die Wanderausstellung  „gefährdet leben. Queere Menschen 1933-1945“ eröffnet. Von Vajswerk stammen die Texte und Dokumente in der Lesemappe zu Käte Laserstein – diese Lesemappe gibt es hier als PDF.

Mit Gertraudens Kinder. Ein Berliner Mädchengymnasium im Nachkrieg setzt Vajswerk seine Laserstein-Recherche fort. Nach Die zwei Schwestern Laserstein 2019, folgten 2021 Lasersteins Orte und Laserstein Ollendorff (Friedlaender) 2022.

Gertraudens Kinder wurde finanziert aus Mitteln der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa für die Förderung zeitgeschichtlicher und erinnerungskultureller Projekte.

 

 

 

Fotos von © Lena Obst von der Abschlussveranstaltung am 30.11.23 im Haus der Jugend Zehlendorf.

HÄUTUNGEN FRANZ FÜHMANNS

Für die einen ist Franz Fühmann der größte Autor der DDR und anderen ist er schlichtweg unbekannt. Fühmann selbst beschrieb sich in seinem Testament (1984) als gescheitert: „In der Literatur und in der Hoffnung auf eine neue Gesellschaft, wie wir sie alle einmal erträumten.“

Diesen Lebensweg vermisst Vajswerk nun in einem Recherche-Theater-Projekt. Am Anfang steht ein junger Mann, der sich aus seinen Erfahrungen als Hitlerjunge und Wehrmachtssoldat bewusst für den Sozialismus entschieden hat – und sich dem Neuen Deutschland als Schriftsteller und Parteipolitiker in den Dienst stellt. Und der zunehmend in Konflikt gerät – mit seinem Staat, seinem Werk, seiner Wandlung und sich fortan schreibend die Haut abzieht, den Ort der Seele suchend.

Dies zeigt Vajswerk anhand von zum Teil unbekannten Dokumenten im Spiel eines Schauspielers und einer Schauspielerin als Gegenspielerin – im historischen Berlin-Saal der Berliner Stadtbibliothek in Berlin-Mitte.

Parallel zu den Aufführungen entsteht Ende 2023 ein vierteiliger Podcast. Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn wurden zudem Führungen durch Fühmanns Arbeitsbibliothek angeboten.

Es spielen und/oder recherchieren: Christian Erdt und Laura Mitzkus; Kristin Schulz, Isabel Fargo Cole, Silas Dörken und Christian Tietz (Inszenierung); Katja Lehmann (Podcast) Fotos: © Lena Obst

Uraufführung am 29.11. 1.12. 5.12. 6.12.23 – 19 Uhr

Berlin-Saal der Berliner Stadtbibliothek, Breite Str.36, 10178 Berlin

Am 8.12. fand ein öffentliches Nachgespräch statt, um 18 Uhr, ebenfalls in der Berliner Stadtbibliothek, im Erdgeschoss, Kleiner Säulensaal, Breite Str.36

Am 22.2.24 stellten wir unser Projekt im MGH Franz Fühmann in Märkisch Buchholz vor.

Vor 40 Jahren wurde Franz Fühmann auf dem Friedhof in Märkisch Buchholz begraben. Am Dienstag, 16.07.24, fand um 18 Uhr eine Veranstaltung mit Texten und Gästen im MGH Franz Fühmann statt: eine Beerdigung als Demonstration?

Im Sommer 2025 reisten wir zu Fühmanns Geburtsort, ins tschechische Rokytnice nad Jizerou. Davon werden wir berichten und weitere Spuren vom Ende zum Anfang aufnehmen: am Freitag, 05.12.25 in Märkisch Buchholz, um 18 Uhr im MHG Franz Fühmann.

Die erste Episode des Podcasts ist online! — Die Episode#2 gibt es auf Soundcloud hier und auf Podcaster hier — Die Episode#3 auf Soundcloud hier und auf Podcaster hier — Die Episode#4 auf Soundcloud hier und auf Podcaster hier — Und das Programmheft gibt es hier — Und den Flyer hier

Häutungen Franz Fühmanns wird gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Die Fotos von © Lena Obst zeigen Laura Mitzkus und Christian Erdt

DER FALL DEAN REED

Hammer + Sichel & Rock ’n’ Roll

Recherche-Projekt-Performance von Student:innen der HTW-Museologie

Sänger, Schauspieler, Drehbuchautor, Cowboy, Friedenskämpfer und Sozialist.

Dean Reed wurde am 22. September 1938 in Denver, Colorado USA geboren. Als Teenageridol in Lateinamerika wurde er auch der rote Elvis genannt. Die dortige soziale Ungerechtigkeit politisierte ihn stark und er wurde zunehmend pro-kommunistisch aktiv. Seine Vorstellung von Frieden und Gerechtigkeit bildete eine klare Konstante in seinem Leben, sodass Dean Reed’s künstlerische Karriere mit dem Verbreiten seiner politischen Vision meist nahtlos ineinander überging. Nach einer zweiten Karriere in der Sowjetunion zog der US-Amerikaner schließlich der Liebe wegen in die DDR.

Diese vielschichtige Persönlichkeit wurde in der Recherchearbeit, von Student:innen aus dem Studiengang Museologie, in verschiedene Elemente aufgespalten und nun in der Umsetzung mit theatralischen Mitteln dargestellt.

Die Gruppe stellt ihn und sein Leben in unterschiedlichen Räumen dar, wobei jeder Raum für einen Abschnitt oder Bereich in Dean Reed’s Leben steht.

Nacheinander wird der Mensch aus unterschiedlichsten Blickwinkeln thematisiert und beleuchtet. Von seiner künstlerischen Präsenz als Musiker, Schauspieler und Entertainer, über den von Dean Reed ausgeübten politischen Aktivismus, bis hin zu dem Menschen privat, sowie seinem Tod und Nachleben.

Durch die mehrperspektivische fachliche Begleitung von Lena Hoffmann und Christian Tietz, vom Recherchetheater Vajswerk, sowie Museologe Prof. Dr. Oliver Rump bewegten sich die Student:innen im Arbeitsprozess an der Schnittstelle von Theater- und Museumsarbeit.

Die Uraufführung fand am 11. März 2022 statt, online und in der HTW. Am Mittwoch, 27. April wurde das Projekt zudem im DDR Museum gezeigt, zur Eröffnung der Ausstellung „Ein Land und seine Helden“. Am 22.Juli wird „Der Fall Dean Reed“ auf der HTW-Werkschau präsentiert: um 12, 16 und 19 Uhr.

LASERSTEIN OLLENDORFF (FRIEDLAENDER)

Nach Ollys Tod wartet Käte nachts auf deren Erscheinung, ein Versuch ist es wert, wo der Schmerz doch so groß ist. Olly konnte sich wachend mit Lucie unterhalten, „unserer ‚Dritten‘, die sich das Leben nahm“, kurz nach der Befreiung im Sommer 1945.

Käte Laserstein, Rose Ollendorff (Olly) und Lucie Friedländer lebten drei Jahre als sogenannte U-Boote in Berlin. Sie waren als Jüdinnen verfolgt und konnten in wechselnden Wohnungen und einer Gartenlaube überleben.

LASERSTEIN OLLENDORFF (FRIEDLAENDER) macht sich zum einen auf die Spur dieser drei Frauen, recherchiert nach ihren Biographien. Zum anderen geht es um die Formen der Erinnerung: die der drei an die Bedrohung, die der beiden an Neubeginn und Suizid, die der einen an die Geliebte – sowie, für uns: die Form der Darstellung von Erinnerung.

LASERSTEIN OLLENDORFF (FRIEDLAENDER) ist eine Fortschreibung von „Lasersteins Orte 1&2“, als am authentischen Ort die Geschichte von Lotte und Käte Laserstein gezeigt wurde, der Malerin und der Germanistin. „Lasersteins Orte 3“ wäre die Laube in Schmargendorf, das Versteck von Käte Laserstein, Rose Ollendorff und Lucie Frielaender. An diesem Ort werden wir uns mit Publikum verabreden. Wie in der Aula von Käte Lasersteins ehemaliger Schule. Käte Laserstein und Rose Ollendorff wurden nach der NS-Zeit wieder Lehrerinnen und unterrichteten die Kinder ihrer Verfolger, zumeist.

Wie sieht so ein Leben aus; welche Gestalt verleihen wir heute den damals Lebenden? LASERSTEIN OLLENDORF (FRIEDLAENDER) – vormals: Käte und Olly (und Lucie) – untersucht dies und versucht Antworten in vier unterschiedlichen Formaten. Ende 2022. Mit Laura Mitzkus, Greta Galisch de Palma; Felicitas Braun, Christian Tietz. – Gefördert vom Fonds Darstellende Künste im Förderprogramm „#TakeHeart“. – Den Flyer gibt es hier.

Und seit 25.Dezember ist der Podcast online! Zu hören auf Soundcloud, auf Spotify oder via RSS-Feed. – Die im 2. Teil des Podcast erwähnten Kurz-Biografien gibt es hier.

19.11.22: Spaziergang

 

 

 

25.11.22: Geschichtsstunde

 

 

 

29.11.22: Theatervorstellung

 

 

 

25.12.22: Podcast