KÄTE LASERSTEIN 125

Käte Laserstein begleitet uns – auf gewisse Weise – seit 2019: seit unserem ersten Rechercheprojekt an ihrer ehemaligen Schule. Vajswerks Projektreihe galt ihr und ihrer Schwester, der Malerin Lotte Laserstein, sowie ihren Freundinnen Rose Ollendorff und Lucie Friedlaender, die mit ihr die NS-Verfolgung überlebten, als auch ihren Schüler:innen und Kolleg:innen an der Gertraudenschule im West-Berlin der 1950er Jahre.

2025 begehen wir Käte Lasersteins 125. Geburtstag. Am 27. Mai trafen wir uns am Morgen in der heutigen Halvorsen Schule und am Abend im heutigen Martin-Niemöller-Haus. Beim Gartennachbarn der ehemaligen Gertraudenschule hörten wir Käte Laserstein: in ihrer Schriftsprache und der Stimmen derjenigen, die dieses oder jenes Zitat auswählten und erzählten, warum. Die Liste der 25 Zitate gibt es hier.

Der Geburtstag begann aber schon früh in der Schulaula, wo wir zunächst dem Kalenderblatt lauschten, dem Beitrag des Deutschlandfunks über Käte Laserstein. Anschließend bestückten Schülerinnen der 9er-Kunstklasse eine Zeitkapsel, die in vier Jahren von der neuen 9er-Kunstklasse geöffnet wird.

Darüberhinaus hat eine Projektidee von Halvorsen und Vajswerk den Inge-Deutschkron-Preis erhalten. Mehrere Videoclips in der individuellen Auseinandersetzung mit der historischen Figur sind entstanden: „Käte Laserstein und ich.“ Das Projekt hat nach den Berliner Sommerferien begonnen und wird von einem Parallelprojekt zum gegenwärtigen Antisemitismus begleitet. Die Projektergebnisse wurden am 20. November in der Aula der Halvorsen Schule gezeigt.

27. Mai 2025: 09:05 im Deutschlandfunk das Kalenderblatt & 09:10 in der Aula der Gail S. Halvorsen Schule die Zeitkapsel & 19:00 im Martin-Niemöller-Haus die Geburtstagsfeier.

21. Juli 2025: Preisverleihung im Max-Liebermann-Haus: Inge-Deutschkron-Preis für „Käte Laserstein und ich“ – im September 2025 erfolgt der Projektstart.

20. November 2025: Präsentation zum Inge-Deutschkron-Preis um 18 Uhr in der Aula der Halvorsen Schule.

 

 

Bild oben: „Denk an mich“, Käte Laserstein am 27.12.1962 an Lotte Laserstein

LASERSTEIN-REIHE

Vajswerks Laserstein-Reihe begann mit der Lotte Laserstein Ausstellung in der Berlinischen Galerie 2019, mit einem Kunstkurs der Halvorsen Schule, der ehemaligen Gertraudenschule, der Schule Käte Lasersteins. Die Schüler:innen gingen in die Ausstellung, malten an ihren Laserstein-Bildern, besuchten das Berliner Landesarchiv, hörten eine Laserstein-Schülerin über ihre Lehrerin berichten. Bei den Aufführungen von Die zwei Schwestern Laserstein befand sich an einem Ende der Aula die Schultafel, am anderen das Atelier mit Lasersteins Bildern.

In Lasersteins Orte 1&2 zogen zwei Schauspielerinnen mit vielen Briefen an die erste und letzte Adresse der Lasersteins in Berlin, vor die Stierstraße 19 und den Immenweg 7. Laserstein Ollendorff (Friedlaender) untersuchte in vier Projektformaten das Überleben dreier Frauen an geheimen Orten. Ein Kapitel West-Berliner Demokratiegeschichte wurde mit Käte Laserstein und ihren Schüler:innen in Gertraudens Kinder erzählt. – Den Abschluss der Reihe bildete zurück.bleiben mit dem Jahr 1954 als Ausgangspunkt, mit der Entscheidung, nach Deutschland zurückzukehren bzw. in Schweden, im Exil zu bleiben – uraufgeführt im Sommer 2024 im Garten und im Haus der Wannsee-Konferenz. – Mit dem Blick auf den Kalender fand die Reihe aber doch noch eine Fortsetzung: mit dem 125. Geburtstag von Käte Laserstein am 27. Mai 2025: mit tatsächlich vier Projekten, wovon eines den Inge-Deutschkron-Preis erhielt. 

Es entstanden u.a. Theaterstücke, Podcasts, ein Essay, eine Masterarbeit, eine Unterrichtsstunde zum Nachspielen und eine Lesemappe im Rahmen der Wanderausstellung ‚gefährdet leben‘, die 2023 im Deutschen Bundestag eröffnet wurde. – Hier eine Übersicht:

01: Schülerinnen und Schüler eines Kunstkurses der Gail S. Halvorsen Schule spielen Theaterszenen zum Abschluss ihres Projektunterrichts.

02: Zwei Schauspielerinnen stehen am Immenweg 7 und erkunden mittels Briefen einen der ‚Lasersteins Orte‘ – nachzuhören im Podcast.

03: Podcast-Folge 1 zu ‚Laserstein Ollendorff (Friedlaender)‘: Die Recherche

04: Folge 2: Die Biografien

05: Folge 3: Die Ergebnisse

06: Die Kurzbiografien von Käte Laserstein, Rose Ollendorff und Lucie Friedlaender

07: Der Podcast zu ‚Gertraudens Kinder‘: eine West-Berliner Schule im Nachkrieg

08: Die Radiosendung zu ‚Gertraudens Kinder‘

09: Der Essay zur West-Berliner Demokratiegeschichte anhand der Gertraudenschule

10: Die Masterarbeit zu den Briefen von Käte Laserstein an ihre Schwester

11: Die Lesemappe zu Käte Laserstein in der Ausstellung gefährdet leben

12: Die Geschichtstheaterstunde zum Nachspielen, zu Käte Laserstein

13: Das Interview in nd/Die Woche in der Vorbereitung auf ‚zurück.bleiben‘

14: Der Podcast von ‚zurück.bleiben‘ auf Soundcloud und Spotify

15: Ein Beitrag über Vajswerks Laserstein-Reihe erschien in der Herbstausgabe von Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung

16: Am 18. November 2024 wurden auf Initiative der Markus-Gemeinde neben dem Stolperstein in Gedenken an Meta Laserstein zwei weitere verlegt: zu Käte Laserstein und Rose Ollendorff.

17: Am 27. Mai 2025 – ja – feierten wir Käte Laserstein 125; zwei weitere Projekte schließen sich an, im Herbst 2025. Nachzuhören wäre das Kalenderblatt des Deutschlandfunks.

ZURÜCK.BLEIBEN

Käte geht zurück, Lotte bleibt. Das ist unser Stück. Es ist das Jahr 1954; wir sind in Stockholm. 1946 hatte Käte Laserstein Berlin und Deutschland verlassen und war zu ihrer Schwester nach Schweden gegangen – gezogen, geflohen? Lotte Laserstein hatte ihrerseits 1937 eine Ausstellung nutzen und ihr Werk und ihr Leben retten können. Käte überlebte mit zwei Freundinnen zuletzt in einer Laubenkolonie in Schmargendorf. Die Mutter – Meta Laserstein – wurde 1943 im KZ Ravensbrück ermordet. Das nahm Käte Laserstein mit nach Schweden; acht Jahre später ging sie zurück nach Deutschland und wurde wieder Lehrerin an einer Berliner Schule. Warum? Lotte blieb. Warum? Davon erzählt zurück.bleiben: Lotte und Käte Laserstein zwischen Verfolgung, Exil und Selbstbestimmung, Schweden und Deutschland.

zurück.bleiben ist der Abschluss von Vajswerks Laserstein-Reihe. Sie begann 2019 mit Die zwei Schwestern Laserstein, wurde 2021 mit Lasersteins Orte und 2022 mit Laserstein Ollendorff (Friedlaender) fortgesetzt. 2023 weiterte sich der Blick auf Gertraudens Kinder, während parallel für die Wanderausstellung – gefährdet leben wurde am 29.11.23 im Bundestag eröffnet – eine Lesemappe zu Käte Laserstein entstand.

zurück.bleiben recherchieren und spielen Laura Mitzkus und Charlotta Bjelfvenstam; für Dramaturgie und/oder Regie stehen Anna Carola Krausse und Christian Tietz. Assistenz: Clara Escalera.

zurück.bleiben wurde am 14. Juli 2024 im Garten und im Haus der Wannsee-Konfernz uraufgeführt. – Im Oktober 2024 boten wir drei Zusatzvorstellungen an,  wieder in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz;  den Flyer gibt es hier und der  Podcast  ist auf Soudcloud und Spotify zu hören.

Zuvor waren wir in Stockholm und  präsentieren unser Projekt på svenska: onsdag, 6/3 kl. 19 på Hjorthagens Kulturhus. Die Berliner Auftaktveranstaltung war am 18.04., 18 Uhr im Haus der Wannsee-Konferenz.

Fotos © Lena Obst

 

 

 

DER WEG ZUM GÜTERBAHNHOF MOABIT

Es geschah am hellichten Tag; vor aller Augen. Mitten in der Stadt. Quer durch Moabit gingen Gruppen von Menschen, von bewaffneten Menschen bewacht. Andere Menschen schauten zu, oder weg. Sie wussten, wer da ging; die Abgeführten trugen einen Judenstern, wohnten auch nebenan. Sie wussten, wohin sie gingen, zum Güterbahnhof Moabit, zu den Gleisen südlich des Westhafens und der Ringbahn, an der Putlitzbrücke. Wohin fuhren die Personenzüge, Güterzüge, Viehwaggons? „In den Osten.“ In den Tod.

Die Zahl ist groß und abstrakt, rund 30.000 Jüdinnen und Juden wurden 1942-44 von dort aus Berlin vertrieben; der Güterbahnhof Moabit wurde zum größten Deportationsbahnhof der Reichshauptstadt.

Wir gehen diesen Weg nach, von der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße zum ehemaligen Güterbahnhof Moabit, dem dortigen Gedenkort. Am Anfang und am Ende gibt es biografische Stationen, an denen wir Menschen* begegnen. Dies gestalten wir selbst – in einem Geschichtsprojekt mit Jugendlichen des Felix Mendelssohn-Bartholdy Gymnasiums.

* Die Schüler:innen beschäftigten sich mit 33 Lebensgeschichten: mit Heinz Behrendt/Chaim Baram – Walter Besser – Familie Brann – Edith Dietz – Ellen Epstein – Hertha Feiner – Familie Fichtmann – Hildegard Henschel – Rolf J. – Jacob Jacobsen – Joel König/Ezra Ben Gershom – Gertrud Kolmar – Familie Kuhn – Familie Lichtwitz – Liane Lea und Willy Löw – Martha Mosse – Camillla Neumann – Henni Noack – Herman O. und Herta Pineas – Hans R. – Alfred Rosenthal – Gert Rosenthal – Berthold Rudner – Marion Samuel – Harry Schnapp – Jizak Schwersenz – Bertha Steinhardt  und ihrer Schwester Hilde Miron – Ulse Ury und Margot Wolf – sowie dem Gestapobeamten  und Mitglied einer Einsatzgruppe Max Kölz.

Die Projektpräsentation fand statt am Freitag, 19. April 2024; um 16 Uhr  trafen wir uns an der Ecke Levetzowstraße/Jagowstraße und gingen dann bis zum Gedenkort Güterbahnhof Moabit, begleitet mit den Nachrichten von 33 Schüler:innen an ihre historische Figur.

Unser Projekt war auch Teil des Jugendforums denk!mal25, dessen Ausstellung am 28. Januar 2025 eröffnet wurde und bis zum 20. Februar 2025 im Berliner Abgeordnetenhaus zu sehen war.

Bilder von der Ausstellungseröffnung und vom Gedenkort:

Blick von der Putlitzbrücke: links der S-Bahnhof Westhafen, entfernt an den rechten Gleisen der Gedenkort Güterbahnhof Moabit, Februar 2025.

GERTRAUDENS KINDER

Gertraudens Kinder zeigt ein Berliner Mädchengymnasium im Nachkrieg, so der Untertitel. Es handelt sich dabei um die heutige Halvorsen-, die damalige Gertrauden-Schule und die ersten Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, dem Nationalsozialismus. Das Projekt hat Käte Laserstein als Fixstern; sie war Lehrerin in Dahlem, sie versuchte – nach den Jahren der Verfolgung als Jüdin – wieder in ihren Beruf zurückzukehren. „Ich höre und lese immer wieder, dass die Opfer Hitlers an erster Stelle beschäftigt werden sollen. Ich bin es jedenfalls nicht“, schreibt sie im September 1945. „Man sucht Erzieher im neuen (d.h. alten und ewigen) Sinne, doch man findet sie nicht, wenn sie sich anbieten.“

Von Käte Laserstein – und Vajswerks Vorgängerprojekten, s.u. – gehen wir aus, auf sie nehmen wir immer wieder Bezug. Dabei geht es grundsätzlich um den zitierten Sinn – der Erziehung nach der NS-Zeit, zu einem demokratischen Deutschland. Wie gestaltete sich der Unterricht, wer waren die Schülerinnen und Schihüler, wer saß im Kollegium, wie war das Spannungsfeld zwischen Restauration und Neuanfang? Das untersuchen wir am konkreten Beispiel und machen daraus eine allgemeine Geschichte. So beginnen wir in der Schule, befragen ehemalige Schüler:innen, lesen Konferenzprotokolle und Schülerzeitungen, entwickeln mit heutigen Schüler:innen eine Unterrichtsstunde und ein Klassenzimmerstück … und gehen dann über Dahlem hinaus und präsentieren einem breiten Publikum unseren neuen Podcast, in dem das Projekt und die Geschichte nachzuhören sein wird, am 30. Nov. 2023 im Haus der Jugend Zehlendorf.

Das Hörstück ist nachzuhören auf Soundcloud und  Spotify, sowie in einer 2.Fassung in der Andere-Stimmen-hören-Weihnachtssendung auf Radio Orange. Den Essay „Erziehung zur Demokratie? Die West-Berliner Gertraudenschule in den fünfziger Jahren“ gibt es hier, die Geschichtstheaterstunde hier, sowie den Flyer  hier.

Am 29. November wurde übrigens im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages die Wanderausstellung  „gefährdet leben. Queere Menschen 1933-1945“ eröffnet. Von Vajswerk stammen die Texte und Dokumente in der Lesemappe zu Käte Laserstein – diese Lesemappe gibt es hier als PDF.

Mit Gertraudens Kinder. Ein Berliner Mädchengymnasium im Nachkrieg setzt Vajswerk seine Laserstein-Recherche fort. Nach Die zwei Schwestern Laserstein 2019, folgten 2021 Lasersteins Orte und Laserstein Ollendorff (Friedlaender) 2022.

Gertraudens Kinder wurde finanziert aus Mitteln der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa für die Förderung zeitgeschichtlicher und erinnerungskultureller Projekte.

 

 

 

Fotos von © Lena Obst von der Abschlussveranstaltung am 30.11.23 im Haus der Jugend Zehlendorf.

#geschichte_schreiben

Wir stellen uns etwas vor, was es so nicht gibt: zum Tag der Europäischen Erinnerungskultur lädt der Verein für Völkerverständigung zu einem Symposion. Man erwartet sich Impulsreferate unter dem schlichten Titel „Ein Land und seine Verantwortung vor der Geschichte.“ Vier Universitätsdozent:innen werden in Berlin erwartet: vom Südeuropa-Institut, vom Südosteuropa-Institut, vom Nordeuropa-Institut und vom Institut für Germanistische Studien. Die vier Vortragenden beginnen staatstragend, mit der offiziellen Geschichtsschreibung, zum Mitschreiben. Dann melden sich Stimmen, die das jeweilige Geschichtsbild verrücken, es aus dem Rahmen treten lassen. Es gibt sie ja nicht, die Eine Erzählung, die Eine Position, Perspektive.

Das Recherchekollektiv Vajswerk zeichnet sich seit sieben Jahren durch Projekte aus, in denen Geschichte erforscht und dargestellt wird, multi-perspektivisch. Mit #geschichte_schreiben wird nun die Probe auf das Exempel gemacht: wie aus Geschichte Politik wird, wie manche Ereignisse für das historische Gedächtnis konstitutiv und manche verworfen, „vergessen“ werden. Im Zusammenspiel mit vier Historiker:innen verfolgen vier Schauspieler:innen geschichtspolitische Diskurse in Europa und laden Ende April 2023 zu einem fiktiven Symposion, zu einem richtigen Theaterabend: im historischen Saal der deutschen Kapitulation 1945, im heutigen Museum Berlin-Karlshorst.

Mit: Ines Miro, Laura Mitzkus, Christian Erdt, Charles Toulouse; Dr. Ursula Rütten, Hanna Sjöberg, Stefan Paul Jacobs, Dr. Lucas Hardt; Felicitas Braun, Renske de Vries, Christian Tietz. – Foto von Lena Obst ©

Uraufführung am 22. April 2023; weitere Aufführungen am 23./29./30. 04; 19 Uhr im Museum Berlin-Karlshorst.

Den Flyer gibt es hier und die Pressemappe hier; die Texte der Expert:innen können hier eingesehen werden. Begleitend entstand dieser 6-teilige Podcast, nachzuhören auf Soundcloud:

 

 

 

#geschichte_schreiben wird gefördert durch den Fonds Darstellende Künste im Rahmen von „Neustart Kultur“ sowie der LIRI-Stiftung.

 

Fotos von Lena Obst ©

 

 

 

 

 

LASERSTEIN OLLENDORFF (FRIEDLAENDER)

Nach Ollys Tod wartet Käte nachts auf deren Erscheinung, ein Versuch ist es wert, wo der Schmerz doch so groß ist. Olly konnte sich wachend mit Lucie unterhalten, „unserer ‚Dritten‘, die sich das Leben nahm“, kurz nach der Befreiung im Sommer 1945.

Käte Laserstein, Rose Ollendorff (Olly) und Lucie Friedländer lebten drei Jahre als sogenannte U-Boote in Berlin. Sie waren als Jüdinnen verfolgt und konnten in wechselnden Wohnungen und einer Gartenlaube überleben.

LASERSTEIN OLLENDORFF (FRIEDLAENDER) macht sich zum einen auf die Spur dieser drei Frauen, recherchiert nach ihren Biographien. Zum anderen geht es um die Formen der Erinnerung: die der drei an die Bedrohung, die der beiden an Neubeginn und Suizid, die der einen an die Geliebte – sowie, für uns: die Form der Darstellung von Erinnerung.

LASERSTEIN OLLENDORFF (FRIEDLAENDER) ist eine Fortschreibung von „Lasersteins Orte 1&2“, als am authentischen Ort die Geschichte von Lotte und Käte Laserstein gezeigt wurde, der Malerin und der Germanistin. „Lasersteins Orte 3“ wäre die Laube in Schmargendorf, das Versteck von Käte Laserstein, Rose Ollendorff und Lucie Frielaender. An diesem Ort werden wir uns mit Publikum verabreden. Wie in der Aula von Käte Lasersteins ehemaliger Schule. Käte Laserstein und Rose Ollendorff wurden nach der NS-Zeit wieder Lehrerinnen und unterrichteten die Kinder ihrer Verfolger, zumeist.

Wie sieht so ein Leben aus; welche Gestalt verleihen wir heute den damals Lebenden? LASERSTEIN OLLENDORF (FRIEDLAENDER) – vormals: Käte und Olly (und Lucie) – untersucht dies und versucht Antworten in vier unterschiedlichen Formaten. Ende 2022. Mit Laura Mitzkus, Greta Galisch de Palma; Felicitas Braun, Christian Tietz. – Gefördert vom Fonds Darstellende Künste im Förderprogramm „#TakeHeart“. – Den Flyer gibt es hier.

Und seit 25.Dezember ist der Podcast online! Zu hören auf Soundcloud, auf Spotify oder via RSS-Feed. – Die im 2. Teil des Podcast erwähnten Kurz-Biografien gibt es hier.

19.11.22: Spaziergang

 

 

 

25.11.22: Geschichtsstunde

 

 

 

29.11.22: Theatervorstellung

 

 

 

25.12.22: Podcast

LASERSTEINS ORTE

Es beginnt in Friedenau; Lotte ist 14 und Käte 12 Jahre alt, als die Mutter mit ihnen ins große Berlin zieht. Es endet in Steglitz; Käte erlitt im Freibad einen Herzinfarkt, Lotte löst die Wohnung auf und holt die Hinterlassenschaften zu sich nach Schweden – in Berlin und in Deutschland war sie nicht mehr zu Hause.

Im Berlin der 1920er Jahre konnten die Mädchen zum Gymnasium gehen und studieren. Lotte wurde Malerin, Käte Germanistin; die eine wurde Meisterschülerin an der Berliner Kunstakademie, die andere schrieb ihre Doktorarbeit an der Münchener Universität und veröffentlichte binnen fünf Jahren drei literaturhistorische Schriften, bevor Dr. Käte Laserstein an eine Berliner Schule wechselte und 1933 als sogenannte Dreiviertel-Jüdin aus dem Staatsdienst entlassen wurde.

Lotte Laserstein begann gerade ein Name zu werden, den man sich merken sollte, als auch sie Schritt für Schritt aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen wurde. In Friedenau, am ersten der Lasersteins Orte erzählen wir vom Aufbruch zweier junger Frauen: in die Welt der Kunst und der Wissenschaft. Das Haus in der Stierstraße 19 steht heute nicht mehr; auch das gehört zu unserer Geschichte. Vor dem Haus am Immenweg befindet sich heute ein Stolperstein: die Mutter, Meta Laserstein wurde dort verhaftet und kam im KZ Ravensbrück ums Leben. Der Spielort am Steglitzer Immenweg 7 steht für die Verfolgung in der NS-Zeit und den Versuch, danach zu leben.

Lasersteins Orte ist eine Begegnung mit zwei Orten und zwei Lebensgeschichten, zwei Schwestern und zwei Schauspielerinnen. Laura Mitzkus und Greta Galisch de Palma spielen in Zusammenarbeit mit einer Kunsthistorikerin und Kuratorin sowie einem Theaterregisseur und Historiker. Anna-Carola Krausse sorgte 2003 mit der ersten Lotte Laserstein-Ausstellung in Berlin für deren Wiederentdeckung; Christian Tietz inszenierte mit einem Kunstkurs an Kätes ehemaliger Schule DIE ZWEI SCHWESTERN LASERSTEIN

Und ein Folgeprojekt gibt es Ende 2022: LASERSTEIN OLLENDORFF (FRIEDLAENDER)

Den Flyer gibt es hier:  Lasersteins Orte_Flyer

Die Aufführungen in Friedenau und Steglitz fanden im Juli 2021 statt, bei freiem Eintritt, unter offenem Himmel:

Sa. 10.7. 17+19 Uhr + Mi. 14.7. 17+19 Uhr: Stierstraße 19, Berlin-Friedenau

So. 11.7. 17+19 Uhr + Do. 15.7. 17+19 Uhr: Immenweg 7, Berlin-Steglitz

 

Um den Spaziergang für Nachwelt zu erhalten, hat vajswerk einen Podcast produziert:

Mit Greta Galisch de Palma und Laura Mitzkus. Regie: Felicitas Braun, Dramaturgie: Christian Tietz, Recherche: die Vier. Außerdem zu hören: Dr. Maria Kublitz-Kramer, Dr. Claudia Schoppmann, Annemarie Seeling, ehemalige Schüler:innen von Dr. Käte Laserstein u.v.m.

Postproduktion: Martin Anding, Tonmacherei. Erscheinungsdatum: 25 Dezember 2022

 

JUNI-BRIEFE

Es gibt diese Briefe, aus dem Sommer 1941. Es ist Krieg und Boris, Pawel, Anton, Mali, Jejda und Elena schreiben an ihre Eltern, ihre Kinder, ihre Freundinnen, ihre Frau. Sie schreiben Briefe und wissen nicht, ob diese ihr Ziel erreichen, ob die Adressaten noch leben, ob sie selbst noch leben, wenn ihr Brief gelesen wird. Sie schreiben verzweifelte Briefe, mutmachende Briefe, Liebesbriefe, Abschiedsbriefe.

Diese Briefe gelangten in die Post von Kamenez-Podolsk und gingen kriegsbedingt nicht mehr heraus. Am 22. Juni 1941 hatte Deutschland die Sowjetunion überfallen, am 9. Juli wurde die west-ukrainische Grenzstadt besetzt. 1.215 ungelesene Briefe kamen als Beutegut ins Deutsche Reich und kehrten erst 2010 in die Ukraine zurück. Das Nationalmuseum für Geschichte in Kiev forschte nach diesen Briefen – ihren Absendern und Empfängern – und machte daraus eine Ausstellung, die in deutscher Fassung im Sommer 2016 in Berlin zu sehen war, im Deutsch-Russischen Museum.

Fünf Jahre später, zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, ist in Karlshorst eine Theatervorstellung der Juni-Briefe zu sehen – draußen, im Garten auf der Terrasse sprechen drei Schauspieler:innen diese sachlichen, aufgewühlten, persönlichen und herzzerreißende Worte; ein Cellist begleitet sie: Laura Mitzkus, Charles Toulouse, Manolo Palma; Anton Peys. Christian Tietz inszeniert.

Die Vor-Premiere fand am 24. Juni in Weimar als Veranstaltung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora statt. Einen Tag zuvor waren Ausschnitte im Brandenburger Landtag anlässlich der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion zu sehen: www.landtag.brandenburg.de

Vier Vorstellungen gab es in Berlin zu sehen, im Museum Karlshorst, das auch unser Projekt dankenswerterweise förderte. 

https://youtu.be/foNRryFBUxY?t=3689
 

CODE VIKING 1942-2021

Aktueller Hinweis:  im Sommer 2024 machten wir uns auf den Weg von Berlin nach Narvik, zu den ehemaligen Lagern in Bjørnfjell und Beisfjord, im Kopf die Geschichte der jugoslawischen Zwangsarbeiter. Davon haben wir am 1. November berichtet, dabei auch einen filmischen Reisebericht gezeigt. Dieser ist  auf Youtube zu sehen.

In Kooperation mit dem Center for Public History in Belgrad und dem War and Peace MuseumNarviksenteret in Narvik sowie mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes und der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (im Förderprogramm „Jugend erinnert“) veranstaltete Vajswerk das Rechercheprojekt Code Viking 1942-2021.

Beginnend – in der Pandemie – mit online-Treffen auf nationaler und internationaler Ebene, machten sich im Sommer 2021 Jugendliche aus Serbien, Deutschland und Norwegen selbst auf den Weg: nach der Geschichte der Zwangsarbeiter, die ab dem Sommer 1942 vom deutsch-besetzten Serbien ins deutsch-besetzte Norwegen deportiert wurden.

Die Reise nach Berlin wurde dabei von einem schweren Busunfall überschattet; aber schließlich gibt es Bilder aus Belgrad und Narvik, mit denen das Projekt bei einer hybriden Veranstaltung zu seinem Abschluss finden konnte.

Am 25. November wurden eine 22-minütige Projektdokumentation sowie einzelne Filme der Jugendlichen gezeigt: als Stream und an lokalen Orten in Berlin und Belgrad. Alle Filme sind nun zu sehen auf http://www.blodveger.info

Den Flyer für die Abschlussveranstaltung gibt es hier … und unten folgt noch die Ausschreibung von Anfang 2021, als Projektinfo.