JUNI-BRIEFE

Es gibt diese Briefe, aus dem Sommer 1941. Es ist Krieg und Boris, Pawel, Anton, Mali, Jejda und Elena schreiben an ihre Eltern, ihre Kinder, ihre Freundinnen, ihre Frau. Sie schreiben Briefe und wissen nicht, ob diese ihr Ziel erreichen, ob die Adressaten noch leben, ob sie selbst noch leben, wenn ihr Brief gelesen wird. Sie schreiben verzweifelte Briefe, mutmachende Briefe, Liebesbriefe, Abschiedsbriefe.

Diese Briefe gelangten in die Post von Kamenez-Podolsk und gingen kriegsbedingt nicht mehr heraus. Am 22. Juni 1941 hatte Deutschland die Sowjetunion überfallen, am 9. Juli wurde die west-ukrainische Grenzstadt besetzt. 1.215 ungelesene Briefe kamen als Beutegut ins Deutsche Reich und kehrten erst 2010 in die Ukraine zurück. Das Nationalmuseum für Geschichte in Kiev forschte nach diesen Briefen – ihren Absendern und Empfängern – und machte daraus eine Ausstellung, die in deutscher Fassung im Sommer 2016 in Berlin zu sehen war, im Deutsch-Russischen Museum.

Fünf Jahre später, zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, ist in Karlshorst eine Theatervorstellung der Juni-Briefe zu sehen – draußen, im Garten auf der Terrasse sprechen drei Schauspieler:innen diese sachlichen, aufgewühlten, persönlichen und herzzerreißende Worte; ein Cellist begleitet sie: Laura Mitzkus, Charles Toulouse, Manolo Palma; Anton Peys. Christian Tietz inszeniert.

Die Vor-Premiere fand am 24. Juni in Weimar als Veranstaltung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora statt. Einen Tag zuvor waren Ausschnitte im Brandenburger Landtag anlässlich der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion zu sehen: www.landtag.brandenburg.de

Vier Vorstellungen gab es in Berlin zu sehen, im Museum Karlshorst, das auch unser Projekt dankenswerterweise förderte. 

https://youtu.be/foNRryFBUxY?t=3689