Es geschah am hellichten Tag; vor aller Augen. Mitten in der Stadt. Quer durch Moabit gingen Gruppen von Menschen, von bewaffneten Menschen bewacht. Andere Menschen schauten zu, oder weg. Sie wussten, wer da ging; die Abgeführten trugen einen Judenstern, wohnten auch nebenan. Sie wussten, wohin sie gingen, zum Güterbahnhof Moabit, zu den Gleisen südlich des Westhafens und der Ringbahn, an der Putlitzbrücke. Wohin fuhren die Personenzüge, Güterzüge, Viehwaggons? “In den Osten.” In den Tod.
Die Zahl ist groß und abstrakt, rund 30.000 Jüdinnen und Juden wurden 1942-44 von dort aus Berlin vertrieben; der Güterbahnhof Moabit wurde zum größten Deportationsbahnhof der Reichshauptstadt.
Wir gehen diesen Weg nach, von der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße zum ehemaligen Güterbahnhof Moabit, dem dortigen Gedenkort. Am Anfang und am Ende gibt es biografische Stationen, an denen wir Menschen begegnen. Dies gestalten wir selbst – in einem Geschichtsprojekt mit Jugendlichen des Felix Mendelssohn-Bartholdy Gymnasiums.
Die Projektpräsentation fand statt am Freitag, 19. April 2024.; um 16 Uhr trafen wir uns an der Ecke Levetzowstraße/Jagowstraße und gingen dann bis zum Gedenkort Güterbahnhof Moabit, begleitet mit den Nachrichten von 33 Schüler:innen an ihre historische Figur.