DAS TAGEBUCH DES JÁNOS REISZ, 1467 KN.

Von Dezember 1944 bis April 1945 führte János Reisz ein Tagebuch im KZ Bergen-Belsen. Mit seinen elf Jahren war er der vermutlich jüngste Tagebuchschreiber in einem Konzentrationslager überhaupt. In dem kleinen Heft befinden sich auch Zeichnungen, Liedtexte, ein Schulaufsatz, zwei amtliche Schreiben. Mit diesen und weiteren autobiographischen Zeugnissen entsteht ein Recherche-Theater-Projekt mit Jugendlichen.

Es gibt ein Tagebuch, es ist kleiner als ein DinA6-Heft und selbstgefertigt: gefaltete Papierbögen, an der Falz mit einem Faden zusammengenäht, mit Bleistift beschrieben, in ungarischer Sprache. Die Titelseite ist gestaltet wie ein Buch, zu dem auch ein Titel gehört: Lagerleben in Bergen. Der Autor nennt auch Namen, Ort und Zeit: János Reisz, Bergen Belsen, Krs. Celle. 7.12.1944 – 8.4.45. Das Abreisedatum wurde am Tag der Abreise oder kurz danach notiert, mit breiterer, abgenutzter Bleistiftmine.

Das Tagebuch gibt einen authentischen Blick auf das Leben im KZ Bergen-Belsen, im Sonderlager für Juden aus Ungarn – aus der Perspektive eines 11jährigen Kindes aus Serbien, das mit der Flucht von Belgrad nach Szeged von Jovan zu János wurde.

Dieses Tagebuch lesen wir nun in deutscher Übersetzung, gemeinsam in der Gruppe. Und zum Schluss tragen wir es auch vor; es steht im Zentrum unseres Projektes. Die Fragen, die sich uns beim Lesen stellten, werden Teil des Stücks: was steht da, was bedeutet das? Der (Lern-) Prozess kommt mit auf die Bühne und wird somit gleichzeitig für das Publikum nachvollziehbar.

Hinzugezogen werden zusätzliche autobiographische Zeugnisse, die drei erzählerischen Bücher von Jovan Rajs. Wir fragen ihn aber auch selbst – er lebt heute 84jährig in Stockholm – und laden ihn einmal zum Gespräch nach Bergen-Belsen. (Und zur Premiere nach Berlin natürlich.) Eine Exkursion führt uns von Berlin zur niedersächsischen Gedenkstätte, die gleichzeitig unser erster Kooperationspartner ist.

In der historischen und darstellerischen Auseinandersetzung mit einem Tagebuch entsteht eine multiperspektivische Spielfassung, die Jugendliche gemeinsam erarbeiten, erspielen und schließlich auch selbst aufführen – als Forscherteam über János Reisz, 1467 Kn.

Mit Annika Woyte, Ben Petrioli, Cassian Rätsch, Clément Lamy, Daniel Berndt, Daniel Jeske, Denise Wendt, Gisele Bergfried, Jahn Langner,  Jan Feist, Jakob Neinaß, Janina Martin, Josefine Darge, Joshua Engel, Jürgen Pretz, Kardelen Korkmaz, Lena Hoffmann, Leo Maisels, Leon Beganović, Leon Groschk, Lisa Haucke, Lisa Stöer, Louis Ahl, Manar Ellababidi, Maxim Kleemann, Niklas Winkelsträter, Paul Schubert, Richard Hübner, Sami Badarjah, Silas Flemming, Timo Lindenberg, Timothy Kampa, Tom Herrmann.

Leitung Recherche und Spiel: Christian Tietz; Theaterpädagogik: Charles Toulouse; Recherche/Ungarn: Gabriella Valaczkay; Projektbegleitung: Naomi Czernetzky, Andreas Goßlau; Produktionsleitung: Gaby Oelrichs, Fotos & Video: Kai Otte.

Uraufführung am 25. Januar 2018 im Haus der Jugend Zehlendorf.

Weitere Aufführungen in der Gail S. Halvorsen Schule und im Stadthaus Bergen,  im Rahmenprogramm der Ausstellung „Kinder im KZ Bergen-Belsen“.

(Die interne Gefangenennummer war 1467, Kn stand für Knabe.)

Mit freundlicher Unterstützung

der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“,

der Gedenkstätte Bergen-Belsen und dem Haus der Jugend Zehlendorf.